Lebensfülle

Was ist Lebensfülle? In meinem Buch Wirtschaft neu erfinden definiere ich sie wie folgt:

Den angestrebten Zustand, dass sich alle Menschen, die Ökosyteme und eine möglichst große Vielfalt anderer Lebewesen guter Lebensbedingungen erfreuen und dass diese guten Lebensbedingungen auch für die Zukunft erhalten werden, nenne ich »Lebensfülle«. Die Mehrung einer sorgfältig definierten Lebensfülle könnte als Zweck einer »Wirtschaft der Lebensfülle« erklärt werden. (S. 125)

Als Zweck der Wirtschaft reicht bloßes sich Bereichern nämlich nicht aus, weil uns das kein Beurteilungskriterium an die Hand gibt, was wachsen soll und was nicht.

Wie können wir »Lebensfülle« definieren und messen? Methodisch gibt es prinzipiell zwei sich ergänzende Ansätze. Der erste besteht aus Befragungen, um festzustellen, inwieweit die Menschen eines Erhebungsgebietes mit ihren Lebensbedingungen zufrieden sind, denn jeder Mensch kann letztlich die eigene Erfahrung der Lebensfülle am besten beurteilen. Der zweite Ansatz besteht aus der Erfassung messbarer Indikatoren, besonders in Hinsicht auf die Integrität natürlicher und sozial-ökologischer Systeme. (S. 127)

Eine Kombination beider Ansätze wird im folgenden Abschnitt des Buches (S. 127-149) näher umrissen.

Ein Maß der Lebensfülle hätte eine Funktion wie ein Navi im Auto: es würde anzeigen, wo wir sind, und in welche Richtung wir uns bewegen müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Das Bruttoinlandsprodukt dagegen ist einem Drehzahlmesser vergleichbar, der die Beanspruchung des Motors misst, egal, ob der Motor gerade bremst oder fährt, und in welcher Richtung wir fahren. Wir fahren heute unsere Wirtschaft mit maximaler Drehzahl, aber ohne Navi. Das kann nicht lange gut gehen!

 

 

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