Zugeparkte Straßen in Mannheim

An manchen Straßen Mannheims ist eine Seite zugeparkt, und nur eine Spur verbleibt für den fließenden Verkehr. Dies erzeugt sehr unangenehme, zuweilen bedrohliche Situationen für Radfahrende. Ich radle dort oft mit mulmigem Gefühl.

Erstes Beispiel: Spinozastraße in der Oststadt

Der Verkehr läuft in beiden Richtungen. Eine Spur ist aber völlig okkupiert durch parkende Autos – wohl zumeist von Anwohnis, die zwar eine Garage haben, aber ihren Zweit- oder Drittwagen auf der Straße abstellen, oder ihre Garage mit anderen Dingen füllen. Das (aus Nordwesten) entgegenkommende Auto, das man im Foto in der Ferne sieht, muss auf die linke Spur wechseln. Wer aus Südosten kommt, fährt rechts und hat Vorfahrt. Dies respektieren Autofahris, sofern der entgegenkommende Mensch motorisiert ist, und nutzen Ausweichmöglichkeiten wie die, die man links im Bild sehen kann.

Leider gibt es in Mannheim ziemlich viele unvernünftige Autofahris, die die Vorfahrt eines Menschen auf dem Fahrrad nicht respektieren. Die meinen, dass Radlis nur 50 cm Raum brauchen, um sich zwischen einem entgegenkommenden Auto und der Bordsteinkante hindurchzuzwängen. Ein paar Mal habe ich so jemanden gezwungen, zu halten, bevor ich an ihm vorbeifuhr. Übrigens waren das immer Männer, denn Testosteron scheint unvernünftiges Autofahren zu fördern! Das führte unweigerlich zu einer höchst ärgerlichen Konfrontation. Diese Leute schienen kein Verständnis dafür zu haben, dass man auf dem Fahrrad Schutzraum braucht vor einem entgegenkommenden Auto, und nicht zu wissen, dass es gesetzlich vorgeschrieben ist, 1,5 m Platz zu lassen zwischen Auto und Fahrrad. Ich habe den Eindruck, solche Autofahrer betrachten sich als Könige und die Radfahrenden als Plebs, die ihnen gegenüber in Demut erstarren sollten. Sie sind empört, wenn ein Radfahri ihnen sagt, sie sollten auf die rechte Straßenseite ausweichen.

Ich liebe solche Konfrontationen nicht. Seitdem die Radspur auf der Augustaanlage eingerichtet wurde, verwende ich die Spinozastraße so gut wie nie in Ost-West-Richtung. In West-Ost-Richtung auch nur selten, allerdings weiche ich dann den entgegenkommenden Autos aus, weil sie ja die Vorfahrt haben – weswegen es für mich in dieser Richtung noch nie Konflikte gegeben hat.

 

Zweites Beispiel: Karl-Ludwig-Straße in der Schwetzinger Vorstadt

Auch hier ist eine Straßenseite zugeparkt mit Autos, nur eine volle Fahrspur steht zur Verfügung für Verkehr in beide Richtungen. Wenn man mit dem Auto von der Seckenheimer Straße hier einbiegt (wie das Auto im linken Bild), kann man nicht erkennen, ob 20 oder 30 m weiter jemand entgegenkommt. Es gibt aber keine Ausweichmöglichkeit nach rechts, weil Lücken zwischen den Parkplätzen fehlen. Die einzig anständige Lösung, wenn jemand per Fahrrad entgegenkommt: das Auto einen Moment halten, und ihn oder sie vorbeilassen. Denn die Fahrspur eines normal fahrenden Autos überschneidet sich hier mit der Fahrspur eines Fahrrads in der Gegenrichtung, von 1,5 m Sicherheitsabstand ganz zu schweigen!

Auch hier stoße ich auf völliges Unverständnis vonseiten vieler Autofahrer, dass sie anhalten sollen. Sie reagieren mit Empörung, Wut. Ich hätte doch so viel Platz, was will ich denn?

Ich will nur die Beachtung geltender Gesetze. Alle Autofahris würden einer Motorradfahrerin ausreichend Platz lassen. Warum dann nicht einer Radfahrerin – hat die weniger Recht auf körperliche Unversehrtheit?

Es scheint, Radfahrende, die ihr Recht einfordern, verstoßen gegen das Elfte Gebot:

Du darfst die Vorrechte eines Autofahrers nie in Frage stellen!

 

Drittes Beispiel: Tatersallstraße beim Wasserturm

Dies ist offiziell eine Fahrradstraße. Nur wenige Autofahris scheinen dies bemerkt zu haben – vielleicht halten sie die farbigen Markierungen auf der Straße für eine hübsche Dekoration. Vielleicht teilt sogar die Stadtverwaltung diese Auffassung?

Autos dürfen hier nur in einer Richtung fahren. Sie brauchen die Straße vorwiegend, um an einen der Parkplätze heranzukommen (wobei es unterm Wasserturm in direkter Nähe eine große Zahl von Stellplätzen gibt). Radlis dürfen in beiden Richtungen fahren, denn für sie ist dies eine wichtige Verbindung zwischen Hauptbahnhof, Innenstadt und Neckarstadt, parallel zum von Autos dominierten Kaiserring. Auch hier: etliche Autofahrer sind nicht bereit, entgegenkommenden Radfahris Platz zu lassen oder kurz anzuhalten. Im Foto sieht man, wie der Radfahrer kaum 1,5 m Platz hat zwischen dem entgegenkommenden Auto und dem parkenden Auto auf der rechten Seite. Das Bild ist nicht gestellt, ich fotografierte dort bloß ein paar Minuten, bis sich diese Situation ergab.

Ähnlich ist es in vielen Straßen in den Quadraten, wo geparkte Wagen nur eine schmale Fahrspur frei lassen und es Einbahnverkehr für Autos gibt, Fahrräder aber in beiden Richtungen fahren dürfen. Alle diese Straßen nutze ich als Radlerin als Einbahnstraßen, um unnötige Konflikte und Gefahren zu vermeiden. Die Regelung, Radfahrende in beide Richtungen zu erlauben, ist hier aus meiner Sicht ein schlechter Witz.

 

Wie wäre Sicherheit für Radfahrende in den dargestellten Fällen zu gewährleisten?

Eine rücksichtsvolle, anständige Lösung wäre, dass Autofahris anhalten, um entgegenkommende Radfahris vorbeizulassen. Manche tun dies auch. Viele aber nicht. Es ist praktisch nicht möglich, in diesen Situationen als Radli sein Recht einzufordern. Öffentlichkeitskampagnen, die Autofahrende zu mehr Rücksicht auffordern, sowie Sensibilisierung gegenüber diesem Thema im Fahrunterricht könnten helfen, aber nur auf lange Sicht. Zu sehr ist die Kultur der Oberhoheit aller Autofahrenden in unserer Gesellschaft verankert.

Als kurzfristige persönliche Lösung meide ich gefährliche Stellen, wenn mir Konflikte dort zu viel werden. Dies ist aber nur eine Notlösung, denn sie schränkt meine Mobilität per Fahrrad ein. Eine Stadt, die den Radverkehr fördern will, sollte diese Art Lösung nicht wollen.

Mein Vorschlag: Parkplätze an diesen Stellen entfernen, weil sie den fließenden Verkehr blockieren. Außerdem meine ich, dass selbst bei einer Verminderung der Gesamtzahl der Parkplätze mehr Parkplätze für Menschen mit Behinderungen und für den Lieferverkehr geschaffen werden sollten.

Eine Stadt braucht Platz für den fließenden Verkehr einschließlich ÖPNV, Radverkehr und Lieferverkehr, und natürlich für den Fußverkehr (denn ohne den gibt es überhaupt keinen Verkehr) – und erst danach für geparkte Autos.

In Mannheim habe ich dagegen leider den Eindruck, dass zu oft den geparkten Autos die höchste Priorität eingeräumt wird.

 

 

 

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